Authentisch l(i)eben oder nur funktionieren?
Viele Menschen wirken nach außen erfolgreich und stabil - innerlich fühlen sie sich leer. Der Grund: sie funktionieren, statt authentisch zu leben. Doch nur wer sich selbst begegnet, kann sein Leben und seine Beziehungen echt gestalten
Funktionieren – wenn wir den Kontakt zu uns verlieren
Funktionieren bedeutet, dass wir Rollen erfüllen: im Job, in der Familie, in der Partnerschaft. Wir machen, was von uns erwartet wird, und meistern unseren Alltag. Das hält vieles am Laufen – doch oft entfernen wir uns dabei von uns selbst.
Wir spüren nicht mehr, was wir wirklich brauchen. Wir sind da, aber nicht mehr lebendig.
Die Jagd nach Ablenkung
Um dieses Gefühl der Leere nicht zu spüren, stürzen wir uns oft ins Außen: Arbeit, Konsum, Social Media, neue Projekte, das nächste Ziel.
Kurzzeitig lenkt uns das ab – es gibt einen schnellen Kick, einen Dopaminrausch. Doch sobald er abklingt, bleibt die innere Unruhe.
Wir springen von Äußerlichkeit zu Äußerlichkeit, vermeiden die Stille – und laufen so immer weiter an uns selbst vorbei.
Die "Leere" als Schlüssel
Dabei ist genau das, wovor wir wegrennen, der Ort der Wahrheit.
Die Leere, die innere Unruhe, das Nichtwissen – all das zeigt uns, welche Bedürfnisse in uns leben, die wir im Außen nicht stillen können.
Wenn wir den Mut haben, hinzusehen und hinzuspüren, öffnet sich ein Raum. Dort liegt der Schlüssel: Wir erkennen, was wir innerlich brauchen und können beginnen, das im Außen authentisch zu leben.
Selbstbestimmung statt bloßes Funktionieren
Authentisch leben heißt nicht, jede Pflicht abzulehnen oder nur dem eigenen Impuls zu folgen. Es bedeutet, aus innerer Klarheit heraus Entscheidungen zu treffen.
Selbstbestimmung heißt: Ich kenne meine Werte, ich achte meine Grenzen – und damit auch die Grenzen des anderen.
Funktionieren dagegen ist fremdbestimmt: wir passen uns an, um Erwartungen zu erfüllen, und verlieren dabei unser Selbst.
Ego und wahres Selbst – die Balance finden
Wir brauchen beides: unser Ego, um in dieser Welt zu handeln – und die Verbindung zum Sein, um uns selbst treu zu bleiben.
Wer nur im Ego lebt, jagt endlos nach Anerkennung und kommt nie an.
Wer nur im Sein bleibt, ohne zu gestalten, riskiert Einsamkeit.
Die Kunst ist die Integration: ein Fundament in Vertrauen und Mitgefühl und ein Ego, das uns dient, statt uns zu beherrschen.
Authentizität in Beziehungen
Gerade in Paarbeziehungen zeigt sich der Unterschied deutlich.
Zwei Menschen können nebeneinander sitzen – äußerlich verbunden, innerlich distanziert. Jeder funktioniert in seiner Rolle, doch keiner zeigt sich wirklich.
Authentisch zu l(i)eben bedeutet, die eigenen Bedürfnisse zu kennen, sie klar mitzuteilen und dem anderen ebenfalls seinen Raum zu lassen.
Ohne diese Echtheit bleibt Beziehung ein Nebeneinander. Mit ihr entsteht Nähe und Verbundenheit.
Schritte in Richtung Authentizität
- Innehalten – nicht gleich ins nächste Projekt springen, sondern Stille aushalten.
- Hinspüren – die Leere fühlen, statt sie zu verdrängen.
- Muster erkennen – wo funktioniere ich automatisch?
- Werte klären – was ist mir wirklich wichtig?
- Mut üben – kleine Schritte gehen, echt zu sein, auch wenn es unbequem ist.
- Ressourcen nutzen – Dankbarkeit, Vertrauen, Menschen, die mich wirklich sehen.
- Balance halten – Ego und Sein verbinden, statt sie gegeneinander auszuspielen.
Fazit: Authentizität ist ein Prozess
Authentisch zu leben heißt nicht, perfekt zu sein. Es heißt, den Mut zu haben, sich selbst zu begegnen, auch wenn dort zuerst Leere oder Unruhe wartet.
Nur wer in Kontakt mit sich selbst tritt, kann sein Leben bewusst gestalten und auch in Beziehungen echt sein.
So entsteht Lebendigkeit: nicht durch endloses Funktionieren, sondern durch das bewusste Sein.


