Das schwankende Selbstwertgefühl
Der Selbstwert ist kein oberflächliches „Selbstbewusstsein“, sondern ein inneres Grundgefühl, das tief in uns verankert ist. Tiefenpsychologisch betrachtet wurzelt unser Selbstwert in den frühen Beziehungserfahrungen – darin, wie wir als Kinder Liebe, Anerkennung oder auch Kritik erlebt haben.
Wenn Zuwendung an Leistung oder Anpassung geknüpft war, lernen wir früh: „Ich bin nur wertvoll, wenn ich funktioniere.“ Solche Erfahrungen prägen unser inneres Erleben und wirken unbewusst bis ins Erwachsenenalter fort.
Unbewusste Konflikte wirken weiter
Viele Menschen pendeln deshalb zwischen zwei Polen:
- Überhöhung des Selbst („Ich muss perfekt sein, um Anerkennung zu bekommen.“)
- Abwertung oder Zweifel („Ich bin nicht gut genug.“)
Psychodynamisch spricht man hier vom Selbstwertkonflikt: einem inneren Ringen, das unbewusst fast alle Lebensbereiche beeinflusst.
Wie zeigt sich das im Alltag?
Im Beruf – also in der Ausübung einer Tätigkeit zeigt sich der Selbstwertkonflikt häufig in Form von Perfektionismus, überhöhtem Druck oder Rückzug aus Angst zu versagen. Manche erschöpfen sich durch ständiges Streben nach Anerkennung, andere trauen sich kaum, Chancen zu ergreifen.
In Beziehungen – und damit sind alle zwischenmenschlichen Beziehungen gemeint, ob mit Partner, Familie, Freunden oder Kolleg*innen – wirkt ein instabiler Selbstwert oft durch Abhängigkeit, Klammern oder Distanz. Nähe wird gewünscht und zugleich gefürchtet, wodurch echte Verbundenheit schwer möglich ist.
So wiederholt sich unbewusst das alte Ringen um Anerkennung – nur in neuen Rollen.
Wege zu einem stabileren Selbstwert
Ein tragfähiger Selbstwert wächst, wenn wir die unbewussten Dynamiken erkennen und beginnen, neue Erfahrungen zu machen:
- Muster bewusst machen – Wann fühlen Sie sich wertvoll, wann nicht? Welche alten Stimmen sprechen da?
- Grenzen setzen – Ein „Nein“ ist ein Ausdruck von Selbstachtung.
- Innere Kritiker entlarven – Häufig sind es nur alte innere Stimmen und Glaubenssätze, die wir verinnerlicht haben.
- Therapeutische Begleitung nutzen – In Coaching oder Psychotherapie können Sie die tieferen Ursachen bearbeiten und Ihr Selbstwertgefühl stabilisieren.
Fazit
Selbstwert ist kein fester Zustand, sondern ein Prozess. Wer beginnt, seine unbewussten Muster zu verstehen und zu verändern, gewinnt innere Sicherheit – nicht durch äußere Bestätigung, sondern durch eine tiefere Verbundenheit mit sich selbst.

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